1. Die Schwarzföhre
Die Schwarzföhre ist von besonderer Bedeutung für uns. Ist sie doch jene Baumart, die 1785 erstmals in unserem Land botanisch richtig beschrieben wurde, was wiederum Botaniker dazu veranlasst, sie als berühmteste Baumart Österreichs zu bezeichnen.
Auf Grund ihrer Fähigkeit, magere Böden zu besiedeln und durch ihre Nadelstreu Humus anzureichern, wurde sie schon im 19. Jahrhundert weit über ihr natürliches Verbreitungsgebiet hinaus angebaut, was ihr schnell internationale Anerkennung verschaffte. Seither wird sie weltweit als die österreichische Schwarzföhre (Austrian pine, pin noir d'Autriche, etc.) bezeichnet.
Bei uns erreichte sie ihre größte Bedeutung durch das Sammeln und die Verarbeitung des Harzes, die sogenannte Pecherei. Ein Handwerk, das nahezu am Aussterben war. Jetzt gibt es wieder eine Neubelebung und dieser traditionsreiche Rohstoff und seine Verarbeitung erlebt eine Renaissance. Auch dadurch schaffte es die Pecherei 2011 auf die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.
Viel weniger bekannt ist, dass die Schwarzföhre die härteste heimische Nadelholzart ist und ihr Holz als Bühnenboden besonders gesucht wird. Sie ist also wahrlich keine Randerscheinung, gibt es doch bei uns mehr Schwarzföhre als z.B. Zirbe.
Die älteste Anlage eines Waldes in Österreich wurde von Kaiser Maximilian I. in Auftrag gegeben und erfolgte – wie könnte es anders sein - mit Schwarzföhrensamen. Der Große Föhrenwald bei Wiener Neustadt geht im Wesentlichen auf diese Anordnung zurück.
Wissenschaftlich genau datiert erreicht die Schwarzföhre ein Alter von über 800 Jahren.
Doch auch an ihr geht der Klimawandel nicht spurlos vorüber. Dort, wo sie an ihrer unteren Verbreitungsgrenze liegt, wie z.B. am Steinfeld im südlichen Niederösterreich, setzen ihr Trockenheit, Hitze und eine Pilzerkrankung schwer zu. Aber in bisher z.B. von der Buche dominierten Bereichen wird sie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können.
Übrigens, kennen Sie den Unterschied zwischen Schwarzkiefer und Schwarzföhre? Es gibt keinen. Beides bezeichnet denselben Baum. Wissenschaftler verwenden eher die Bezeichnung Kiefer. Ein Begriff, der wahrscheinlich im 11. Jahrhundert entstanden ist als Kurzform aus Kien und Föhre. In unserer Region heißt der Baum Schwarzföhre, was auch unzählige Namen wie Föhrenwald, Föhrenbaum, Fahrafeld, etc. belegen. Für uns Grund genug, sich auf die authentischen Wurzeln zu besinnen und auch aus Lokalpatriotismus bei der ursprünglichen Bezeichnung Schwarzföhre zu bleiben.
Wie kaum eine andere Baumart prägt sie Menschen, Region und Geschichte und ist somit bedeutsam wie eh und je. 27 Autoren haben in rd. 49 Beiträgen auf rd. 380 Seiten alles Wissenswerte über diese faszinierende Baumart von der botanischen Geschichte, über Ihre internationale Verbreitung, ihr Vorkommen in Österreich, das Holz, seine Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten, das Harz und die Pecherei und deren Renaissance bis zu Lied, Gedicht und Sagen zusammengetragen.
Das Buch ist erhältlich bei Herbert Kohlross: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
2. Erkrankungen und Gefährdungen
2.1. Kieferntriebsterben
Seit den 1960er Jahren tritt das sogenannte Kieferntriebsterbensterben auf. Ein Pilz, der die Wasserleitungsbahnen im Baum verstopft und so zum Absterben führt. Zuerst werden einzelne Zweig- und Astteile befallen, in weiterer Folge breitet sich der Pilz auf die gesamte Krone aus und bringt die Bäume zum Absterben.
2.2. Trockenheit, Hitze und Mistelbefall
Seit 2003 und einem besonders trockenen und heißen Jahr lassen sich ebenfalls vermehrt wie 2021 und 2022 Absterbeerscheinungen beobachten. Die Bäume sind oftmals bereist geschwächt, die Baumkronen sind vorgelichtet, zumeist tritt auch Mistelbefall auf.
2.3. Waldbrand
Hitze und Trockenheit begünstigen die Entwicklung von Waldbränden.
Hier im Steinfeld:
Foto: E. Hainfellner
Sowie das Waldbrandgebiet Hirschwang, 1 Jahr nach dem Feuer in 2021:
2.4. Normaler Nadelfall im Herbst
Oftmals werden die Krankheitserscheinungen mit dem im Herbst üblichen Nadelfall verwechselt. Die Schwarzföhre, so wie fast alle anderen Nadelbäume, werfen die ältesten Nadeln im Inneren des Baumes ab. Diese wurden mit einem neuen Nadeljahrgang im Frühjahr ersetzt. Leicht zu erkennen ist der herbstliche Nadelfall an der Verfärbung der inneren Zweig- und Astteile.
2.5. Untersuchungen zum Kieferntriebsterben:
2015 hat die LEADER-Region Nö. Süd unter dem Geschäftsführer D.I. Martin Rohl ein Forschungsprojekt initiiert und die Finanzierung sichergestellt.
Der Folder mit einer Zusammenstellung und Kurzfassung der Ergebnisse ist hier verfügbar:
Dabei wurden zu den Krankheitserscheinungen, zur Genetik und zur waldbaulichen Behandlung Berichte erstellt, die hier downgeloaded werden können.
3. Was tun?
Die Schwarzföhre befindet sich an vielen Stellen am Rande ihres natürlichen Verbreitungsgebietes. Sie gilt zwar als besonders trockenheits- und hitzeverträglich, dennoch sorgen die extremen Klimaereignisse der letzten Jahre im Zusammenhang mit dem Schädlingsbefall für einen enormen Stress. Grundsätzlich sollten absterbende oder abgestorbene Bäume aus dem Wald entnommen werden, um die noch gesunden Bäume in ihrer Vitalität zu stärken und einen Befall mit weiteren Schädlingen zu vermeiden.
Eine großangelegte Zusammenarbeit der öffentlichen und privaten Stellen im südlichen Niederösterreich wäre zwar wünschenswert, um die Pflege des Schwarzföhrenwaldes zu fördern. Eine entsprechende Initiative gab es bereits 2003. Leider gibt es dazu derzeit keine Bereitschaft.
Als eine Organisation bietet die WHG WaldHolz GmbH Beratung und Betreuung an. Wenden Sie sich dazu gerne an:
D.I. Dr. Herbert Kohlross:
0664/2129440
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Auch die BBK Neunkirchen-Wr. Neustadt mit dem zuständigen Forstsekretär OFR D.I. Nikolaus Bellos ist gerne behilflich:
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Telefon: 05 0259 24308
Mobil: 0664/6025924308
4. Weiterführende Informationen
Zur Schwarzföhre empfehlen wir das Buch „Die Schwarzföhre in Österreich“, das 2022 neu überarbeitet und ergänzt in der 2. Auflage erscheinen ist (€ 50,--).
Die Geschichte des Föhrenwaldes wurde ebenfalls in einem Buch zusammengefasst (€ 35,--).
Beide können unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden.
Weiters die HP der Keaföhrenen: